München, 04.01.2020

Selbstverletzung und Narben

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Justine kommt genervt in die Therapie-Stunde und berichtet:

„Ich kann es nicht mehr ab. Kaum sitze ich in der Tram-Bahn, schauen mir die Leute immer auf die Narben. Das nervt. Die glotzen die ganze Zeit darauf, so als ob ich ein Monster wäre. Echt, das nervt so was von. Dabei sind die Narben ein wichtiger Teil von mir, warum verstehen die das nicht.“

Muss das soziale Umfeld Selbstverletzung verstehen?

Wir setzen uns in der Stunde u.a. mit dieser Frage auseinander. Laut Justine ist das eine ganz einfach zu beantwortende Frage, nämlich, „Ja, das soziale Umfeld hat es zu verstehen“.

Ich sehe dies etwas differenzierter. Natürlich hat Justine in ihrer Sichtweise recht, doch letztlich geht es bei der Selbstverletzung um viel mehr, als um die Reaktion des sozialen Umfeldes. Es geht bei Justine, wie aber bei vielen Jugendlichen, die sich selbst verletzen, um die psychische Not, in der sie  in Momenten der Hoffnungslosigkeit, Wut und Resignation keine anderweitige Strategie als die der Selbstverletzung haben.

Ziel ist daher, in einem therapeutischen Setting neue Handlungsstrategien zu erlernen, um sich hiermit aus den alten Verhaltensmustern der Selbstverletzung zu lösen.