München,26.08.2020

Unterscheidung Borderline-Persönlichkeitsstruktur und Adoleszentenkrise

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Nach internationalen Studien leidet jeder fünfte Jugendliche an einer psychischen Störung. Oft ist es für Eltern und Jugendliche daher schwierig, normale pubertäre Befindlichkeitsstörungen von psychiatrischen Diagnosen abzugrenzen.

Ich möchte daher im Folgenden erläutern, was eine Borderline-Persönlichkeitsstruktur von einer bloßen Krise im Jugendalter unterscheidet.

Im Jugendalter kann nur dann von einer Borderline-Persönlichkeitsstruktur gesprochen werden, wenn „maladaptive Persönlichkeitsmuster persistierend für mindestens 1 Jahr“ (Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen ICD-10) bestehen und ihr Auftreten nicht an bestimmte Entwicklungsphasen gekoppelt ist. Dies bedeutet, dass über einen längeren Zeitraum, also mindestens ein Jahr, ein fortwährendes Muster von Instabilitäten im Bereich

  • der Affektregulation (z.B. Wut, Ärger, Trauer),
  • der Impulskontrolle (z.B. Wutausbrüche mit unkontrolliertem Verhalten, Essstörungen mit unkontrolliertem Essen)
  • der zwischenmenschlichen Beziehungen (On-Off-Beziehungen, Abhängigkeitsbeziehungen, Cutten von Beziehungen) und
  • des Selbstbildes („Ich bin nichts wert, ich hasse mich, ich kann nichts“)

 vorhanden ist.

Damit ist auch eine Unterscheidung zu einer sog. Adoleszenten-/Pubertären-Krise möglich. Diese kennzeichnet sich dadurch, dass Jugendliche zwar in Belastungsmomenten symptombehaftetes Verhalten, sei es bei der Impulskontrolle oder dem destruktiven Selbstbild, aufweisen, dies jedoch – und dies ist der gravierende Unterschied – nur kurzfristig der Fall ist oder keine Instabilität in den verschiedenen Bereichen besteht.

 

Letztlich stellt dies aber nur eine erste Möglichkeit zur Überprüfung dar. Um letztlich eine Persönlichkeitsstörung verifiziert zu diagnostizieren, ist eine Diagnostik erforderlich, die neben der allgemeinen kinder- und jugendpsychiatrischen Anamnese auf testorientierten Screeningfragebögen basiert.